Wie erfolgreich sind die Hochschulen bei der Einwerbung privater Fördermittel? Wie setzt sich die Sozialstruktur der durch ein Deutschlandstipendium geförderten Studierenden zusammen?
Um diese und weitere Fragen zu beantworten, wurden Hochschulen sowie Stipendiatinnen und Stipendiaten nach ihren Erfahrungen mit dem Deutschlandstipendium befragt. Dies liefert wichtige Erkenntnisse zum Monitoring, zur Weiterentwicklung und kontinuierlichen Verbesserung des Deutschlandstipendiums.
Die im April 2017 veröffentlichte Untersuchung im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung soll allen Interessierten einen detaillierten Einblick in die Umsetzung des Deutschlandstipendiums geben. Hierzu bietet sie eine Vielzahl von Analysen und Beispielen. Angelegt ist die Veröffentlichung vor allem als Unterstützung für die Hochschulen, die bereits das Deutschlandstipendium umsetzen oder seine Umsetzung planen. Sie dient dazu, Hochschulen zu motivieren und inspirieren, sich am Deutschlandstipendium zu beteiligen bzw. die Förderung vor Ort weiterzuentwickeln.
Besonders relevant dürfte die Untersuchung für Hochschulleitungen sowie die Koordinatoren des Deutschlandstipendiums an den Hochschulen sein. Die Veröffentlichung richtet sich aber auch ausdrücklich an all die anderen Akteure, die gemeinsam zum Gelingen des Deutschlandstipendiums beitragen. Dazu gehören insbesondere Hochschulverwaltungen, Professoren, Studierende sowie die Förderer des Deutschlandstipendiums.
Die Analysen, Beispiele und Empfehlungen der vorliegenden Untersuchung stammen aus der von 2014 bis 2016 durchgeführten Begleitforschung des Deutschlandstipendiums, mit der das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) Ramboll Management Consulting beauftragt hat. Anregungen des Beirats Deutschlandstipendium zu Inhalt und Konzept der Begleitforschung wurden aufgenommen. Die Begleitforschung hat zum einen das Ziel, die soziale Ausgewogenheit, Wirksamkeit und Relevanz der Förderung kritisch zu prüfen. Zum anderen soll die Begleitforschung zur Weiterentwicklung des Deutschlandstipendiums sowohl auf Programmebene als auch auf Ebene der einzelnen Hochschulen beitragen. Daher standen insbesondere die Gestaltungsoptionen der Hochschulen bei der Umsetzung des Deutschlandstipendiums im Fokus der Untersuchung. Hierzu gehören die Bewerbungs- und Auswahlverfahren, die Zuordnung der Geförderten zu den Förderinnen und Förderern sowie die ideelle Förderung.
Die Untersuchung berücksichtigt vor allem die Ergebnisse der qualitativen Fallstudien an zwölf am Deutschlandstipendium beteiligten Hochschulen. Die ausgewählten Hochschulen gehören einer Zufallsstichprobe von 50 Hochschulen an. Diese wurde gezogen, um eine standardisierte Online-Befragung zur Stipendiaten- und Förderstruktur durchzuführen. Die Ergebnisse dieser Befragung wurden bereits am 9. März 2016 veröffentlicht. Anhand der Stipendiaten- und Fördererangaben sowie einer weiteren halbstandardisierten Befragung der Hochschulkoordinatorinnen und -koordinatoren zur Umsetzung des Deutschlandstipendiums wurden Beispiele guter Praxis für eine genauere Untersuchung identifiziert. Ergänzt werden die Erkenntnisse aus den Fallstudien durch die bisher noch nicht veröffentlichten Ergebnisse der standardisierten Stipendiaten- und Fördererbefragung.
Das Stipendienprogrammgesetz (StipG) sieht eine Evaluation des Deutschlandstipendienprogrammes nach Ablauf von vier Jahren vor. Sie soll prüfen, ob an allen Hochschulstandorten ausreichend private Mittel für die Vergabe von Deutschlandstipendien eingeworben werden können oder ob Ausgleichsmaßnahmen zu ergreifen sind (vgl. StipG §15). Zusätzlich wurde eine Begleitforschung in Auftrag gegeben, die sich insbesondere mit der Sozialstruktur der Stipendiaten und der Zusammensetzung und Motivation der Förderer befasst.
Die vorliegenden Ergebnisse von Evaluation und Begleitforschung sind aus Sicht des Stifterverbandes ermutigend und zeigen, dass sich das Deutschlandstipendium in den letzten Jahren fest in der Hochschulwelt etabliert und vielerorts eine neue Stipendienkultur angeregt hat. Dies deckt sich mit eigenen Erfahrungen und Erhebungen von Stifterverband und Servicezentrum Deutschlandstipendium.
Wesentliche Voraussetzung für das Gelingen ist die erfolgreiche Einbindung von privaten Förderern wie Unternehmen, Stiftungen, Privatpersonen, Vereinen und Verbänden. Dazu liefern Evaluation und Begleitforschung die folgenden bemerkenswerten Ergebnisse:
Durch die Ergebnisse aus Evaluation und Begleitforschung fühlt sich der Stifterverband in seiner Arbeit bestätigt, die Entwicklung dieses Förderprogrammes durch eigene Maßnahmen wie das Servicezentrum Deutschlandstipendium und die dort durchgeführten Projekte wie Workshops, Wettbewerbe und Veröffentlichungen aktiv zu unterstützen.
Im Jahr 2016 wurden durch das Deutschlandstipendium über 25.000 Studierende an rund 290 Hochschulen gefördert. Analysen haben gezeigt, dass die Beteiligung an privaten Hochschulen hinter der Beteiligung der öffentlichen Hochschulen liegt. Die Befragung sollte die Gründe dafür offen legen und den Blick auf mögliche Herausforderungen, Chancen und Bedarfe von privaten Hochschulen bei einer Beteiligung am Deutschlandstipendium richten.
88 Prozent der an der Befragung sich beteiligenden Hochschulen nahmen bereits am Deutschlandstipendium teil. An den befragten privaten Hochschulen wurden die meisten Stipendien von Unternehmen vergeben (53 Prozent). Bemerkenswert ist, dass die Gruppe der Privatpersonen und Alumni mit 23 Prozent bereits die zweitgrößte Förderergruppe stellt und damit noch deutlich vor den Stiftungen (16 Prozent) liegt.
An 14 Prozent aller Hochschulen werden auch ideelle Fördermaßnahmen für Stipendiaten angeboten. An 80 Prozent ist dies nicht der Fall. Sechs Prozent der Hochschulen möchten diese Fördermöglichkeit künftig anbieten.
89 Prozent der Hochschulen zeigten sich mit dem Deutschlandstipendium sehr bzw. eher zufrieden. Elf Prozent sind eher unzufrieden. Als Grunde für eine Unzufriedenheit wurde oftmals der bürokratische Aufwand (zum Beispiel für Förderakquise, Verwaltung und statistische Datenerhebungen) genannt, der durch das Hochschulbudget insbesondere bei kleineren Hochschulen nicht gedeckt werden könne. Dies haben auch manche der nicht-teilnehmenden Hochschulen als Begründung für ihre Zurückhaltung angegeben. 14 Prozent der befragten Hochschulen sahen es als Nachteil an, vor dem Hintergrund einer privatwirtschaftlichen Rechtsform (zum Beispiel GmbH) keine Spendenbescheinigungen für Förderer ausstellen zu können.
Servicezentrum Deutschlandstipendium
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